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Francis Schaeffer

Eine WG als Schulungszentrum

In unserem Haus hat der Ausdruck «Schulungszentrum» eine ganz eigene Bedeutung. Wir verstehen darunter nicht eine professionelle Schule, es gibt auch keine Lehrgänge, keine Klassen, die besucht werden können und es werden auch keine Diplome verteilt. Trotzdem lebt der Traum vom Schulungszentrum. Darunter verstehen sich Diskussionsrunden am Kaminfeuer, das Nachdenken über Gott und die Welt, das Teilen unserer Erfahrungen und Erkenntnissen und vor allem das Hinterfragen unserer persönlichen Weltanschauung. All dies eingebettet in den Alltag einer Wohngemeinschaft in der gekocht, gearbeitet, getanzt, gelehrt und geliebt wird.

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Weltanschauungsfragen beschäftigten mich seit meiner Teenagerzeit. Vielleicht weil ich mich, geprägt vom freikirchlichen Umfeld meiner Familie, in einer säkularen Welt zurechtfinden musste. So stellten sich mir viele Fragen und es brauchte einen klaren Denker wie Francis Schaeffer, der mir half, meinen Blickwinkel zu erweitern und die philosophischen Grundlagen zu verstehen. Was mich beeindruckte war, dass er immer bereit war, auf ehrliche Fragen auch ehrliche Antworten zu geben, durchdacht - aber ohne Anspruch alles besser zu wissen. Ehrliche Diskussionen zu führen, einander zuzuhören und dazu zu lernen – das ist immer noch die Basis unseres Traums eines Schulungszentrums.

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Wir wünschen uns für ehrlich Suchende einen Ort zu schaffen, wo sie ernst genommen werden. Wo ehrliche Fragen nicht mit billigen Antworten abgetan werden und die Zeit nie reicht, den Hintergründen etwas tiefer auf die Spur zu kommen. So sind Menschen mit offenen Fragen willkommen, die sich den Fragen der Zeit stellen wollen und Anschauungen nicht einfach blind übernehmen. Menschen, die offen sind für Andersdenkende und nicht nur für das, was der Zeitgeist, fixierte Ideologien oder fundamentalistische Religionen offerieren.

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Dabei geht es nicht einfach um den Austausch unserer Unwissenheit oder um oberflächliche Stammtischgespräche. Schulung hat mit Bildung und Wissen zu tun. Vieles bringen wir mit, anderes dürfen wir uns noch aneignen. Schon der Gang durch unsere Bibliothek zeigt etwas von der Offenheit und Bereitschaft, sich mit fremden Kulturen und Religionen, der Geschichte und der Entwicklung des Denkens in dieser Welt zu befassen. Je mehr Information zur Verfügung steht, je grösser unser Horizont – desto spannender und tiefer werden die Gespräche am Kaminfeuer und auf den Spaziergängen durch die Umgebung.

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Eines der grössten Hindernisse um das Wesentliche hinter den Äusserlichkeiten zu erkennen ist wohl unser eigener Stolz. Den Demütigen eröffnen sich jedoch immer wieder neue Erkenntnisse und Einsichten. So ist Schulung auch immer Arbeit an sich selbst und an den eigenen Motiven. Dies alles dann miteinander zu teilen, bringt inneren Reichtum in unser Leben – das verstehen wir unter Schulung und auch unser Haus darf dabei als Zentrum dienen.

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So lebt unser Traum vom Schulungszentrum – auch wenn er bisher nur in Ansätzen umgesetzt worden ist.

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